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D | Staberhuk
54° 24' N | 011° 19' E C 1286

Erste Pläne zum Bau eines Leuchtturms an der Südwestseite Fehmarns sollen bereits Anfang des 19. Jahrhunderts eine dänische Kommission beschäftigt haben, doch wurde das Bauwerk erst rund 100 Jahre später verwirklicht. Im Jahre 1900 lief in der Nähe ein kaiserliches Torpedoboot bei Staberhuk auf Grund. Dies war letztendlich der Auslöser dafür, dass auch auf dieser Seite der Insel ein Leuchtturm errichtet werden sollte, der als Orientierungsfeuer den Weg in den Fehmarnsund kennzeichnet. 1903 begannen die Bauarbeiten des Turms, wobei gelber Backstein verwendet wurde. Der Turm musste besonders massiv ausgeführt werden, da die zu verwendende Optik bereits existierte und nicht maßgeschneidert angefertigt wurde: Durch den 1902 erfolgten Neubau eines Leuchtturms auf Helgoland wurde die alte Linse des Vorgängers arbeitslos. Sie wurde daraufhin sorgfältig abgebaut, verpackt und mitsamt der kompletten Laterne im September 1901 von Helgoland nach Burgstaken auf Fehmarn verschifft.

Blick von der Galerie. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Blick von der Galerie auf Rapsfelder.
Blick in die Laterne. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Blick in die gewaltige Optik von 1874.
Schreibtisch am Turmfenster. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Schreibtisch am Turmfenster.
Gewichtsantrieb für Umlaufblende. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Der Gewichtsantrieb für die Umlaufblende war bis 1974 in Betrieb.
Mauerwerk. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Der Wechsel im Mauerwerk macht den Leuchtturm unverwechselbar.

Hierbei handelte es sich um eine 1874/75 in England erbaute (nach einer anderen Quelle: 1870), 241 cm hohe Gürtelleuchte aus 33 Rippen, die zu 8 Segmenten zusammengesetzt wurde und eine Brennweite von 925 mm besitzt. Sie ist auch heute noch in weitgehend unverändertem Zustand. Der Turm, auf dem sie bis 1901 saß, wurde bereits 1811 gebaut, als Helgoland noch der britischen Krone unterstand. Die ungewöhnlich große Laterne und die schwere Optik verursachte dann auch die recht gedrungene Ausführung des Turms.

Eine Besonderheit des Turms ist eine Umlaufblende, also eine Blende, die die feststehende Optik umkreist und dadurch die Kennung erzeugt. Aus Gewichtsgründen handelt es sich bei der Blende heute um eine stoffüberzogene Rahmenkonstruktion, die von der Decke herabhängt.

Die Inbetriebnahme des Leuchtfeuers wird mit dem 17. März 1904 datiert. Zuvor soll das Leuchtfeuer bereits einen Monat lang im Probebetrieb getestet worden sein. Als Leuchtmittel kam anfänglich eine zweidochtige Mineralöllampe zur Anwendung, die Lichtquellen änderten sich in den folgenden Jahren aber mehrfach. 1928 wurde elektrisches Licht eingeführt, aber die bereits erwähnte Umlaufblende noch bis in das Jahr 1974 hinein mit einem Gewichtsantrieb getaktet. Dazu musste der Wärter das Gewicht alle sechs Stunden aufziehen. Diese relativ kurze Zeitspanne ließ sich durch den vergleichsweise niedrigen Turm, in dessen Schaft das Gewicht herabhing, nicht verlängern. Seitdem hat auch hier diese Aufgabe ein Elektromotor übernommen, der Gewichtsantrieb wird aber noch im Turm aufbewahrt. Im Jahre 1981 wurde das Feuer an die Travemünder Revierzentrale angeschlossen, von wo aus der Turm seitdem fernüberwacht wird.

Erwähnt werden sollte noch ein schmaler grüner Sektor, der auf die Ansteuerungstonne für den Fehmarnsund verweist.

Vor allem auf der Wetterseite machte das Mauerwerk aber Probleme durch die höchst unterschiedlichen, ständig wechselnden Witterungseinflüsse. Zu einem späteren Zeitpunkt wurde daher einseitig das Mauerwerk durch rote Steine ausgebessert. Die Trennstelle lässt sich am Turm bestens erkennen.

Der Leuchtturm steht auf öffentlich nicht zugänglichem Gelände, kann aber gut von einigen Trampelpfaden entlang der Küste und der benachbarten Felder aus ganztägig aufgenommen werden. In Staberdorf wird bereits mit einem Verkehrsschild »Leuchtfeuer« auf den Turm hingewiesen. Besichtigungen werden, wie es auf deutschen Leuchttürmen leider der Normalfall ist, nicht durchgeführt - dabei war das bis in das Jahr 1915 durchaus vorgesehen, doch brach sich dann ein kleiner Junge auf den gusseisernen Stufen das Bein. Offenbar auf Grund der dann entstandenen Haftungsfragen wurde der Turm für Besucher geschlossen. Erwähnt werden sollte, dass die Zufahrt zum Leuchtturm für den öffentlichen Kraftverkehr gesperrt ist. Man sollte also für einen Besuch etwas Zeit für einen kleinen Fußmarsch (ca. 1 km) mitbringen und die Verbotsschilder auch beherzigen.

Auf dem Grundstück stehen die ehemaligen Leuchtturmwärterhäuschen, die heute dauerhaft vermietet sind. Frühe lebte hier u.a. der Expressionist Ernst Ludwig Kirchner, dem viele historische Eindrücke des Leuchtturms zu verdanken sind.

Abschließend ein paar Worte zu unseren Fotos oben und links: Im August 2004 besuchten wir das erste Mal den Leuchtturm Staberhuk, und ein wenig zeigte sich an dem diesigen Tag auch die Sonne (zu sehen u.a. im »Lexikon der Leuchttürme«, S. 78). Im Mai 2007 hatten wir dagegen die seltene Gelegenheit, im Rahmen einer IGSZ-Veranstaltung den Leuchtturm auch von innen besichtigen zu dürfen. Zwar ließ das Wetter nun noch mehr zu wünschen übrig, aber man braucht ja auch einen guten Grund, den Leuchtturm in Zukunft nochmal besuchen zu können :-)

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