Deutschland > Flensburger Förde, Kieler Förde, Ostholstein > Kiel
54° 30' N | 010° 16' E | C 1215 |
Der Kieler Förde vorgelagert befindet sich der Leuchtturm Kiel, der für die Ansteuerung der Förde von Bedeutung ist. Der Turm ist noch relativ jung: Er entstand erst 1967 und löste das Feuerschiff auf der Station »Kiel« ab. Außergewöhnlich an dem Turm ist der Umstand, dass er rund um die Uhr mit Personal besetzt ist, da sich auch eine Lotsenstation in dem Bauwerk befindet. Von hier aus erreichen Lotsen mit kleinen Versetzbooten die Schiffe, die nur mit erfahrenem Personal sicher durch die Förde geführt werden können.
Bereits ab 1892 wurden Feuerschiffe in der Ostsee ausgelegt, um die Fördeeinfahrt zu sichern, denn hier befand sich bereits seit 1871 ein großer Reichsmarinehafen. Durch die Eröffnung des Nord-Ostsee-Kanals 1904 wuchs die Bedeutung weiter an, so dass die Feuerschiffstationen Gabelsflach und Bülk geschaffen wurden. Beide wurden 1922 durch die Station Kiel ersetzt.
Durch die Aufgabenstellung als Lotsenstation wurde dieser Leuchtturm besonders aufwändig erstellt. Drei 4.000 t schwere Caissons (jeweils 30 m lang, 18 m hoch und 13 m breit) wurden im Kieler Hafen vorgefertigt und nach einer entsprechenden Vorbereitung des Meeresbodens an Ort und Stelle herabgelassen und anschließend mit Sand befüllt. Die durchschnittliche Wassertiefe beträgt 12,5 m. Nach der Gründung wurde auf den Segmenten die aus zwei rechtwinklig zueinander angeordneten Molenköpfen bestehende Anlage errichtet. Da der stärkste Seegang von Nordost kommt, wurde das Bauwerk so ausgerichtet, dass die Versetzboote auf der abgewandten Seite festmachen.
Der eigentliche Leuchtturmbau wurde ebenfalls an Land vorgefertigt und bei der Wellingdorfer Firma Ambau weitgehend aus Aluminium hergestellt. Der Turm wiegt nur 55 t und wurde 1965 per Schwimmkran an Ort und Stelle gebracht und montiert – aufgrund starken Windes war das fast nicht möglich, berichtet Erik Delfs in seinem Buch „Feuer an deutschen Küsten“ [Herford 1993]. Schwierigkeiten mit dem Wetter soll es auch in der weiteren Bauphase des Turms gegeben haben. Nach Beendigung der Arbeiten wurde der Leuchtturm Kiel am 5. Juli 1967 in Betrieb genommen.
Das Leuchtfeuer selbst ist ein Leitfeuer und Quermarkenfeuer für die vor allem südlich vorbeiführende tiefe Fahrrinne. Das Feuer wird durch ein Siemens-Drehblendenfeuer und einer immerhin fast zwei Meter hohen Spezialoptik mit f= 300mm erzeugt. Die Stromversorgung erfolgt durch eine eigene Maschinenanlage.
Nach fast vierzig Jahren Betrieb steht das Bauwerk mittlerweile zur dringenden Sanierung an, für die allerdings kaum Geld bereitsteht. Die zuständige Behörde sucht derzeit nach Möglichkeiten, den Lotsenbetrieb vom Festland aus durchzuführen und den Leuchtturm aufzugeben. Von Seiten der Lotsen regt sich dagegen allerdings erbitterter Widerstand, so dass das Schicksal des Bauwerks zurzeit offen ist.
Gute Fotos von diesem Turm lassen sich nicht ohne einen gewissen Aufwand machen. In den Sommermonaten umrunden gelegentlich Ausflugsschiffe den Leuchtturm, ansonsten bieten in Kiel einlaufende Fährschiffe der Stena- oder Color Line mit gutem Teleobjektiv recht gute Aufnahmemöglichkeiten. Die Aufnahme oben entstand vom Fährschiff Stena Germanica aus.