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D | Brinkamahof
53° 35' N | 008° 32' E

Bei den Bremerhavenern ist dieser kleine Leuchtturm eher unter seinem Spitznamen »Kleiner Roter Sand« bekannt, denn als Leuchtturm Brinkamahof. Obwohl die »Stadt der Leuchttürme« solche Türme ja fast im Überfluss hat, ist der kleine Eisenturm dennoch ein Star unter den Leuchtfeuern, der eine fast beispiellose Karriere machte. Der rot/weiße Anstrich und die typische Stahlringkonstruktion erinnern ein wenig an den berühmten Turm, der sich weit draußen in der Außenweser befindet. Der Leuchtturm Brinkamahof ist heute aber für Jedermann trockenen Fußes erreichbar, denn er steht mittlerweile im Süden Bremerhavens.

Der Bau des 26 m hohen Turms fiel in die Zeit kurz nach dem Bau des Kaiserhafens II, als Preußen das Befeuerungssystem der Weser ausbauen ließ und dabei neben dem Auslegen des Feuerschiffs Norderney den Leuchtturm Solthörn (1904) und die Robbennoordsteert (1911) bauen ließ. 1910/11 wurde der Turm etwas nördlich der erst 1948 gegründeten Stadt Bremerhaven ganz in der Nähe der Ortschaft Weddewarden (heute ein Stadteil von Bremerhaven) aufgebaut. Er wurde aus verschraubten Eisenringen zusammengesetzt, da er seinen Platz am Ende eines Leitdammes finden sollte und auch im Hinblick auf seine geplante Funktion künftig versetzbar sein sollte. Die Eisenringe fertigte die Isselburger Hütte am Niederrhein an, die bereits auf einige Erfahrung mit der Fertigung von Leuchttürmen zurückgreifen konnte (u.a. Pellworm, Westerheversand, Falshöft, Borkum, Hörnum etc.). Zum damaligen Zeitpunkt veränderte sich der Stromverlauf in der Wesermündung noch sehr dramatisch, was seinen Höhepunkt um 1923/24 in der Fahrwasserverlegung in der Außenweser fand. Aus diesem Grunde sollten Leuchtfeuer bereits so geplant werden, dass sich eine Standortversetzung mit möglichst geringem Aufwand durchführen ließ.

1912 wurde das Leuchtfeuer gezündet. Der Turm diente anfänglich als Leit- und Quermarkenfeuer. 1939 wurde er als Unterfeuer in die Richtfeuerlinie Weddewarden einbezogen, wodurch sein Name in den Leuchtfeuerverzeichnissen entsprechend geändert wurde. Sein Lichtsignal hatte zuletzt eine Tragweite von 17 Seemeilen, die mit Siemens-Doppelsignalleuchten erzeugt wurden. In dieser Funktion blieb er bis Ende der 1970er-Jahre aktiv, ohne dass er tatsächlich einmal seine Position wechseln musste. Nun aber war sein Standort wegen einer geplanten Verlängerung der Container-Kaje des Bremerhavener Hafens gefährdet. Der Turm sollte 1979 weichen.

Ein Inserat rettete schließlich den Turm vor dem Abriss: Leuchtturm zu verschenken! Allerdings hatte das großzügig erscheinende Angebot den Haken, dass der neue Eigentümer sich selbst um den Abtransport des 130 Tonnen schweren Stahlkolosses kümmern musste. Interessenten gab es zwar massenweise, aber die schwierige Koordinierung des Abtransportes überforderte dann doch die meisten Bewerber. Schließlich schlug ein Kapitän zu, der etwas weiter weseraufwärts einen Bootshafen am Fischereihafen betrieb. Mittels eines schweren Schwimmkrans wurde der Turm im August 1980 von seinem Sockel abgehoben und an seinem neuen Standort am Fischereihafen wieder abgesetzt. Dort wacht er jetzt über die kleine Marina. Der ganze »Spaß« soll den neuen Eigentümer rund 60.000 DM gekostet haben. Mittlerweile präsentiert sich der Leuchtturm optisch wieder in Bestzustand und in einem frischen rot/weißen Anstrich. Er wurde zu einem Wohnhaus ausgebaut, während sich in seinem Sockel eine Kneipe für die Mitglieder des Yachtclubs befindet.

Noch ein paar Worte zum Namen des Leuchtturms, der auf einen Hof nahe der Wesermündung der Familie Brinkama zurückgeht. Hier entstand in der Weser 1867 ein »Fort« der Preußen zum Schutz der Wesereinfahrt, wie auch auf der anderen Weserseite (Langlütjen). Bereits während des Krieges 1870/71 soll es provisorisch bewaffnet worden, aber erst 1872 tatsächlich fertiggestellt worden sein sein. Da sich das Fahrwasser der Weser aber verlagerte, folgte bald ein zweites Fort, das bis Frühjahr 1879 fertiggestellt war (Brinkamahof II). Während das erste Fort schon bald dem Bau des Bremerhavener Überseehafens geopfert und abgetragen wurde, überlebte das zweite auch den Zweiten Weltkrieg und blieb jahrelang als alte Schutthalde vor den Toren Weddewardens und Bremerhavens bestehen. Im Sommer 2000 begann jedoch auch hier der allmähliche Abriss, denn dem Bau des neuen Containerterminals IIIa wird auch dieser Platz geopfert.

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