Deutschland > Roter Sand
53° 51' N | 008° 05' E | B 1190 |
Der Leuchtturm Roter Sand ist einer der bekanntesten deutschen Leuchttürme. Er steht im äußeren Bereich der Außenweser und wurde schon kurz nach seiner Fertigstellung 1885 zu einem Synonym für Auswanderer und Heimkehrer, die den Turm als letzten oder ersten Gruß der Heimat sahen. Unzählige Ansichtskarten und Bilder wurden seitdem von dem Turm angefertigt, der vom Festland bestenfalls zu erahnen ist – am besten kann man ihn noch von der Insel Wangerooge aus erkennen, wo der ca. 8 km entfernte Turm durch ein Fernglas bei guter Wetterlage beobachtet werden kann.
Der Bau des Leuchtturms galt als technische Meisterleistung. Da er fernab der Küste in 24 Meter Wassertiefe gebaut werden sollte, musste man sich zu Beginn der Planung in den 1870er-Jahren von konventionellen Baumethoden verabschieden. Zur Gründung des Bauwerks sollte ein stählerner Kasten an Ort und Stelle auf den Meeresboden herabgelassen werden, dcr anschließend im Boden fixiert wird. Ein erster Versuch 1882 scheiterte, der Caisson neigte sich, Wasser brach ein und forderte mehrere Menschenleben. Im zweiten Anlauf 1884 glückte die Gründung aber. Bis 1885 war der Leuchtturm fertiggestellt und gilt seitdem als das weltweit erste Offshore-Bauwerk.
Am 1. Oktober 1885 nahm der erste Leuchtturmwärter seinen Dienst auf.
1964 endete die große Zeit des Leuchtturms Roter Sand. Die Fahrrinne hatte sich etwas verlagert, doch ausschlaggebend war vor allem der Umstand, dass sich der nach alten Baugrundsätzen errichtete Turm in seinem damaligen Erhaltungszustand nicht für eine Ausrüstung mit einer Radarantenne eignete. Für den Aufbau einer Radarkette musste daher ein neues Bauwerk entstehen, so dass ab 1961 in rund zwei Kilometern östlicher Entfernung der Neubau Alte Weser zur Ablösung des Roter Sand entstand.
Nach der Inbetriebnahme des Turms Alte Weser wurde auf Roter Sand das Hauptfeuer gelöscht und nur noch ein automatisiertes Nebenfeuer betrieben. 1986 endete auch hier der Betrieb und der alte Leuchtturm hatte – etwas über hundert Jahre nach seiner Inbetriebnahme – keine nautische Funktion mehr. Der Abriss wurde ernsthaft diskutiert.
Letztlich konnten sich die Denkmalschützer durchsetzen. 1987 begann man mit der aufwändigen Instandsetzung und zahlreichen Erhaltungsmaßnahmen. Der Turm konnte Anfang der 1990er-Jahre in einer spektakulären Aktion mit einem neuen Stahlmantel umgeben werden, der das marode Fundament stabilisieren sollte. Der signalgelbe Anstrich, den der Turm als inaktives Seezeichen zur Warnung erhalten sollte, konnte glücklicherweise vermieden werden.
Seit 1990 kann der betagte Leuchtturm offiziell von interessierten Besuchern besichtigt werden, entsprechende Ausflugsfahrten werden von Bremerhaven aus angeboten. Seit 1999 steht er während der Sommermonate auch als ungewöhnliches Hotel für Wochenendübernachtungen zur Verfügung.
Im Juli 2004 wurde er als Motiv für die 55 Cent-Sonderbriefmarke im Rahmen der Serie »Leuchttürme« der Deutschen Post AG veröffentlicht.