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Touren & Betten > Reiseberichte > Andalusien-Tour (2008) > Tag 6

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Oben: Gibraltar, britischer Staatsbesitz, hat einen berühmten Leuchtturm am Europa Point.

Rechts: Nasse Socken... da fängt ein Tag richtig gut an!

Die Halbinsel Gibraltar mit ihrem berühmten Leuchtturm Europa Point, dem von Berberaffen bewohnten »Rock« und dem durch und durch englischen Leben in Sichtweite Afrikas wollten wir eigentlich schon gestern besucht haben. Heute soll es nun endlich soweit sein! Wir bemühen uns mit sehr eingeschränktem Erfolg um frühes Aufstehen. Das Wetter zeigt sich von seiner besten Seite und wir freuen uns auf diesen Ausflug. Über Medina Sidonia geht es abseits der Küste über die Autobahn Richtung Süden.

Wir sind schon weit südlich, als wir unsere Fahrt unterbrechen. Unser GPS meldet einen Geocache in der näheren Umgebung. An einem Stausee fahren wir ab und finden einen kleinen Feldweg. Noch 60 Meter, sagt uns unser Empfänger. Wir stapfen los und sinken nach nur wenigen Metern in dicker Matsche ein – die Regenfälle der vergangenen Nächte hat hier ein Feld ordentlich aufgeweicht. Es geht nichts über ein Paar nasser Socken morgens um Zehn ;-). Der Cache ist schnell gefunden, einige Gegenstände tauschen wir, und dann geht es zurück zum Auto. An einem kleinen Rinnsal versuchen wir, die Schuhe von dem allergröbsten Dreck zu befreien. Der lehmige Dreck geht aber nur zögerlich von unseren Sohlen. Letztlich hat uns dieser Zwischenstopp eine gute Stunde Zeit geraubt.

Achtung, Flugzeug kreuzt! Die weltweit einmalige Startbahn-Straßen-Kreuzung.

Also weiter Richtung Süden: Bei Los Barrios scheinen die Störche ein dickes Fell zu haben, hier nisten zwei sogar auf den Stützen der Hinweistafeln direkt über der Autobahn! Der Himmel macht uns mittlerweile Sorgen, es zieht wieder zu und eine dichte Wolkendecke lässt nur noch an wenigen Stellen etwas Blau aufblitzen. Wir kommen aber sehr gut vorwärts, auch wenn Gibraltar eigentlich erst in La Linea ausgeschildert wird.

Etwas unvermittelt taucht vor uns die Grenze auf. Axel empfahl uns, Gibraltar ohne Auto zu besuchen, was wir gerne hörten, da wir die entsprechende Kaution für unseren Mietwagen in Höhe von 300 Euro eh nicht hinterlegt haben. Ein gebührenpflichtiger Parkplatz ist schnell gefunden (Parkzeit bis 18 Uhr) und der anschließende Fußweg zur Grenze kurz. Wikipedia sagt, dass an dieser Grenze die aufwändigsten Kontrollen von Westeuropa stattfinden sollen – wir werden aber durchgewunken, den Ausweis will auch niemand sehen. Bisschen enttäuscht waren wir schon.

Auf der anderen Seite steigen wir in einen knallroten britischen Doppeldeckerbus. Hier warten wir eine ganze Weile, bevor die Fahrt los geht. Der Verkehr staut sich vor geschlossenen Schranken. Die einzige nach Gibraltar führende Straße führt über die Lande- und Startbahn des Flughafens des britischen Staatsbesitzes. Gemächlich zieht ein Flugzeug an uns vorbei, um nach weiteren zwei Minuten mit einem Affenzahn in die Gegenrichtung vorbeizudonnern und einige hundert Meter später abzuheben. Die Schranken öffnen sich und der Stau löst sich allmählich auf. Es kann losgehen.

Der 426 m hohe Kalksteinfelsen macht Gibraltar in der ganzen Bucht unübersehbar.

Könnte. Denn schnelles Vorwärtskommen ist auf der Straße auch etwas anderes. Der Bus quält sich durch den Verkehr und entlässt uns in Stadtmitte in die Freiheit. Wir sind uns einig, dass wir zuerst zum Europa Point-Leuchtturm wollen. Kann ja nicht so weit sein, also laufen wir los. Als wir eineinhalb Stunden später den Turm erreichen, hat sich nicht nur angesichts recht hoher Temparaturen und unseres Fotogepäcks unsere Laune verfinstert, auch mussten wir durch drei Straßentunnel (einer über 1.300 m lang) wandern.

Na, Kleine(r)?

Deprimierend, wenn man dann merkt, dass man mit der Buslinie 3 auch für gut zwei Pfund bequem bis an diese Stelle fahren kann. Okay, für die Rückfahrt wissen wir es nun besser. Doch zunächst ein Ausblick von diesem großartigen Punkt: Linkerhand steht der rot-weiße Leuchtturm, der seine englische Herkunft nicht verleugnen kann. Vor uns liegt die Straße von Gibraltar. Die Bergkette der marokkanischen Berge auf der anderen Seite lässt sich zwar erkennen, aber es wirkt auch nicht „zum Greifen nahe“, wie es mancher Reiseführer beschreibt. Zum Greifen nah scheint dagegen das Wrack des panamesischen Frachters »New Flame«, das nur gut einen Kilometer vor dem Europa Point im August 2007 mit einem dänischen Öltanker kollidierte und hier sank. Im Dezember zerbrach das Schiff, und nun streiten die Behörden von Spanien und Gibraltar um die Bergung. Wir sind hier nicht die einzigen Touristen, dennoch ist es zu dieser Jahreszeit keineswegs überlaufen. In der benachbarten Moschee ruft der Muezzin über Lautsprecher den Adhan aus – man hat das Gefühl, am Knotenpunkt des Globus´ zu stehen.

Genug getrödelt – unsere Parkuhr »drüben in Spanien« läuft und wir wollen noch viel sehen. Diesmal nehmen wir den Bus und fahren zurück in die Innenstadt und nehmen die Seilbahn, um auf den Rock zu gelangen. 22 Euro kostet der Spaß für zwei Personen, und wohlgemerkt – trotz ausdrücklicher Warnung der eher lustlosen Kassiererin (»It takes two hours to walk down!«) – nur für die Bergfahrt.

Der Leuchtturm Punta Carnero

Knapp 400 Meter höher liegt Gibraltar wie eine Spielzeuglandschaft vor uns. An der Bergstation hängen die Affen wie selbstverständlich auf den Geländern rum und warten darauf, dass ein dummer Tourist etwas Essbares aus der Tasche holt. Unser GPS meldet mehrere Geocaches in der näheren Umgebung, doch auf welcher Höhe? Nach einigen Irritationen über die möglichen Wege, wieder von diesem Felsen herunterzukommen, finden wir eine richtige abwärts führende Straße, die wir etwas unsicher hinablaufen. Wir finden eher zufällig zwei weitere Caches, nachdem wir schon befürchteten, dass wir völlig falsch lägen. Nach etwas mehr als einer Stunde, zuzüglich kürzerer Pausen, sind wir schon wieder in der Stadt. Es ist 17 Uhr, wir nehmen wieder den Doppeldecker, der uns zur Grenze bringt. Wieder will niemand unseren Ausweis sehen, die große Fototasche interessiert auch niemanden. Rasch sind wir wieder beim Auto. Ein toller Ausflug!

Aus La Linea herauszukommen, ist deutlich schwieriger als hinein. Ein Grund dafür mag sein, dass sich die spanischen Verkehrslenker ein paar besonders originelle Kniffe überlegt haben, wie man Touristen mit widersprüchlichen Schilder ärgert und sie durch diverseste Nebenstraßen jagt. Letztendlich landen wir wieder auf der Autobahn, von der wir auch kamen, haben dafür aber eine halbe Stunde länger gebraucht.

Die Sonne sinkt nun wieder rasch. Wir entscheiden uns zur Durchfahrt nach Algeciras. Südlich des Ortes steht der Leuchtturm Punta Carnero, den man mit etwas Gespür nahe einer Ferienortsiedlung ganz gut finden kann. Der Turm liegt ausgesprochen idyllisch mit der Kulisse von Afrika im Hintergrund. Wir sind aber fast zu spät hier: Der Turmschaft verschwindet schon im Schatten, und wir müssen uns mit unseren Fotos beeilen.

Dann treten wir, sehr erschöpft, den Rückweg über die Autobahn an. Wir erreichen das Hotel noch gerade rechtzeitig, um einmal am Buffet zuzulangen.

Panorama des Hafens von Gibraltar. Ganz rechts ist noch das Ende der Start- bzw. Landebahn des Flughafens zu sehen.

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