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DK | Skagen (Grenen)
57° 44' N | 010° 38' E C 0002

An der Nordspitze Dänemarks treffen das Kattegat und Skagerak – also Nord- und Ostsee – aufeinander. Die rund 30 Kilometer lange Skagens Odde mitsamt der vor allem von der Fischerei und Tourismus lebenden Stadt Skagen gilt dabei als eine der größten Landzungen weltweit. Die Zunge ist weitgehend mit Dünen bedeckt und entstand erst in den vergangenen 5.000 bis 6.000 Jahren durch Sandanlagerungen. Ihre Spitze unmittelbar nördlich des Skagener Stadtrands wird Skagens Gren (Grenen) genannt und besteht hauptsächlich aus mooriger Heidelandschaft.

Auch heute noch unterliegt diese Landschaft starken Veränderungen: Jahr für Jahr hebt sich der Boden rund 2,5 mm aus dem Meer, und alleine in den vergangenen einhundert Jahren hat sich die Nordspitze Dänemarks um einen weiteren Kilometer verlängert. Der Spitze vorgelagert ist das unter der Meeresoberfläche befindliche Skagens Rev (Riff Skagen) mit einer Länge von rund vier Kilometern. Auf der Ostseite werden Sandabspülungen mit zahlreichen Buhnen zwischen der Landspitze und dem Skagener Hafen aufgehalten.

Elektromotor für die Drehung der Optik. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Die Drehung der Optik erledigt heute ein Elektromotor.
Malte putzt Optik des Skagener Leuchtturms. Rechte: Th. Bierstedt / leuchttuerme.net
Wir dürfen auch mal putzen! Malte wischt die gigantische Optik (25.10.2005).

Es verwundert daher nicht, dass die starken Strömungen hier am Schnittpunkt von Nord- und Ostsee und den Untiefen des Skagens Rev eine große Herausforderungen für die Schifffahrt darstellen. Zahlreiche Schiffbrüche forderten über Jahrhunderte zahlreiche Opfer. Grenen war von allen Seeleuten gefürchtet, die Skagener hingegen fanden in der gestrandeten Beute eine ihrer Haupteinnahmequellen. Das sollte sich im 16. Jahrhundert ändern, als durch internationalen Druck und auf Befehl von Frederik II. das erste Leuchtfeuer an der Landzunge aufgestellt wurde – gleichzeitig markiert dieses Feuer den Beginn eines staatlich organisierten dänischen Leuchtfeuerwesens, wie wir es heute kennen. Die Tranlampe, als »Feuerpfanne« bezeichnet, war allerdings bei Weitem noch nicht ausreichend, zudem standen die gegenläufigen Interessen der Skagener einer disziplinierten Bedienung des Feuers entgegen.

1626 entstand ein deutlich effektiveres Feuer, ein »Vipfyr« (Wippfeuer), bei Skagen. Dabei wurde ein offener Feuerkorb auf einem Holzbalken geschwenkt. Ein Nachbau dieses historischen Feuers befindet sich heute wieder am Ortsrand von Skagen und erinnert an dieses frühe Leuchtfeuer, das vor allem im Ostseeraum auch an mehreren anderen Orten Verbreitung fand. 1747 folgte der »Weiße Leuchtturm« von Skagen als massives Bauwerk, auf dessen Spitze ein weithin sichtbares (offenes) Feuer entfacht wurde. Er gilt als das erste dänische Leuchtturmbauwerk überhaupt und ist auch heute noch gut erhalten.

Elektromotor für die Drehung der Optik. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Blick in die Optik des Skagener Leuchtturms: Die Natriumdampflampe hängt von der Decke in den gewaltigen Linsenapparat herab.

Im Jahre 1856 begannen gut einen Kilometer weiter nördlich die Arbeiten an einem neuen Leuchtturm, der mit 46 Metern Höhe das bislang höchste dänische Bauwerk seiner Art darstellte. Entworfen wurde der gemauerte Turm vom Architekten N.S. Nebelong. Die offizielle Inbetriebnahme fand am 1. November 1858 statt, eine fünfdochtige Petroleumlampe war seinerzeit Lichtquelle in einer feststehenden Optik. 1905 wurde der gesamte Leuchtapparat ausgetauscht und aus Paris eine neue Drehoptik mit fünf Linsenfeldern und einer Brennweite von 700 mm beschafft. Die wiegt ganze zwei Tonnen und schwimmt auf einem Quecksilberbad. Die Rotation der Optik besorgte ursprünglich ein Uhrwerkgetriebe, heute übernehmen diese Aufgabe zwei Elektromotoren. Mit der neuen Optik wurde 1905 auch ein ein Petroleumglühlichtbrenner installiert, bis 1948 der elektrische Strom Einzug hielt und daraufhin eine 1.000 W-Glühlampe erhellte. Die wurde in den Folgejahren durch eine 1.500 W-Lampe ersetzt, bis 2004 letztlich eine energiesparende 400 W-Natriumdampflampe (mit dem markanten gelblichen Licht) installiert wurde.

Im Volksmund bekam der Leuchtturm bald die simple Bezeichnung »Grauer Turm« zur Unterscheidung vom alten, weißen Turm aus dem Jahre 1747. Den Superlativ als höchster dänischer Leuchtturm behielt er bis 1962, als auf Bornholm der einen Meter höhere Turm Dueodde gebaut wurde. Der Turm wird heute von sieben Leuchtturmwärtern betreut, die gleichzeitig aber auch in einem nahen Beobachtungsstand für die Überwachung der Territorialgewässer zuständig sind.

Der Skagener Leuchtturm ist, wie viele andere dänische Leuchttürme auch, zur Besichtigung freigegeben. 210 Stufen sind bis zur Aussichtsgalerie zu bewältigen, die aber einen außergewöhnlichen Blick auf Dänemarks Nordspitze gewähren. Er liegt direkt an der Straße zur Nordspitze.

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