Dänemark > Nordjylland > Rubjerg Knude

57° 27' N | 009° 46' E |
Unter den dänischen Leuchttürmen nimmt Rubjerg Knude sicherlich eine Sonderstellung ein. Zwar wurde das Seefeuer bereits 1968 gelöscht, doch ist der stillgelegte Turm auch heute noch ein wahrer Pilgerort für die Dänen... und für Leuchtturmfans sowieso! Dies liegt an der besonderen Situation des Turms, der ursprünglich im Jahre 1899 auf der Steilklippe zwischen den Badeorten Lokken und Lonstrup errichtet wurde. Hier bildete sich nach der Fertigstellung des Bauwerks bald durch große Mengen am Steilhang abgelagerten Schmelzwassersands aus der Eiszeit eine hohe Wanderdüne, die solche Ausmaße annahm, dass sie das Leuchtfeuer verdeckte. Mit den Jahre knabberte das Meer an der Steilküste und trug in einigen Jahren bis zu drei Meter ab. Die Düne selbst wanderte fortwährend auf den Turm zu und ließ sich auch durch umfangreiche Sandabtragungen in den 1920er- und 1950er-Jahren nicht stoppen. Im Jahre 1953 war die Sanddüne so hoch, dass sie das Nebelhorn beeinträchtigte, das daraufhin stillgelegt wurde. Nachdem die Düne den Turm selbst erreichte, wurde dieser zum 1. August 1968 aufgegeben und das Feuer gelöscht. In den umliegenden Leuchtturmwärterhäuschen wurde ab 1980 passenderweise ein „Sandflugmuseum“ (Vendsyssel Historiske Museum) eröffnet, das sich selbst nur noch bis 1992 halten konnte – dann wurde der Kampf gegen die Sandmassen aufgegeben und das Gelände seinem Schicksal überlassen.
Zwischenzeitlich schlossen die Dünen nicht nur den Turm, sondern auch die Wärterhäuser ein. Längst war das gesamte Gebiet zu einem beliebten Ausflugsziel geworden: Auf den Dünen stehend, befindet sich der Besucher in Augenhöhe mit der Laterne des Turms. Der Sand brach in die Häuser ein, die daraufhin aufgegeben werden mussten. Heute stehen hier nur noch einige Grundmauern.
Die gesamte Dünenkette von Rubjerg ist frei begehbar. Die Besuchermassen sorgten in den vergangenen Jahren leider aber auch dafür, dass sich die Wanderung der Sandmassen stark beschleunigte. Während sich vor der großen Aufnahme oben vom Oktober 2005 der Turm noch landwärts befand, sind die Dünen mittlerweile größtenteils am Turm vorbeigezogen. Der Ort lässt die gewaltigen Kräfte der Natur, die hier am Werk sind, gut erahnen. Es dürfte nur noch eine Frage von einigen Jahren sein, bis der Turm den Abhang zum Meer hinabstürzt.
Update Juni 2015: Es trennen den Turm momentan noch rund 25 Meter von seinem unabwendbaren Schicksal. Es wird momentan damit gerechnet, dass Rubjerg Knude in den 2020er-Jahren umstürzt und ins Meer fällt.
Update April 2016: Die Wanderdüne ist mittlerweile über den Leuchtturm hinweggewandert. Zwischenzeitlich wurde der Turm renoviert und begehbar gemacht. Eine Aussichtsplattform wurde eingerichtet. Gerettet ist der Turm allerdings dennoch nicht, die Brucvhkante rückt weiter näher.
Gebaut wurde der Turm, um die gewaltige Entfernung zwischen den beiden Seefeuern Hirtshals und Hanstholm entlang der Jammerbucht zu überbrücken. Der Turm Rubjerg Knude befindet sich dabei noch in Sichtweite des Hirtshalser Turms und wurde am 27. Dezember 1900 erstmalig gezündet. Er wurde auf dem höchsten Punkt der Steilküste rund 60 m über dem Meeresspiegel errichtet und erreichte auf diese Weise eine Feuerhöhe von beachtlichen 90 Metern – die zweithöchste in Dänemark. Die Düne zwischen dem Leuchtturm und dem 200 m entfernten Abhang soll damals lediglich zwei bis drei Meter hoch gewesen sein. Der 23 Meter hohe Turm wurde anfangs mit Gas betrieben, da man seinerzeit der Auffassung war, dass das Leuchtfeuer auf diese Weise am besten durch dichten Nebel dringen könnte. Schon 1906 wurde auf Petroleumbetrieb umgestellt, und 1934 erreichte der elektrische Strom die Laterne. Für die dreiköpfige Wärterbesatzung war die Arbeit hier kein Zuckerschlecken, da die ständige Versandung des Geländes eine zusätzliche Erschwerung des Wärteralltages bedeutete.
Die Optik wurde in Paris beschafft. Aus „strategischen Gründen“ wurde der Linsenapparat 1968 zerstört, indem man ihn kurzerhand vom Turm stieß.