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D | Minsener Oog (Buhne A)
53° 45' N | 008° 01' E B 1124

Die Sandbänke östlich von Wangerooge rückten erstmalig um 1840 in das Blickfeld Oldenburgs, als sich die Jademündung als ein geeigneter Standort für den Aufbau einer deutschen Kriegsflotte herauskristallisierte. An der schmalsten Stelle des Jadebusens sah man eine gute Lage für einen Kriegshafen: Die Jade stellte einen kürzestmöglichen Weg zur offenen See dar und war relativ stabil in ihrem tiefen Fahrwasser. Kopfzerbrechen bereiteten aber die Sandbänke in der Außenjade, die sich ständig verlagerten und vom Ostende Wangerooges in das Jadefahrwasser trieben. Für den explosionsartig ansteigenden Güterverkehr auf See, der ständig nach größeren Schiffen mit mehr Tiefgang verlangte, war die Versandung des Fahrwassers ein großes Problem.

Kritisch wurde die Lage um 1900, als Kaiser Wilhelm längst mit dem Aufbau seiner großen Kriegsflotte begonnen hatte. Die kaiserliche Werft in Wilhelmshaven bekam den Auftrag, Maßnahmen zur Verbesserung der Fahrwassertiefen vorzuschlagen. Die »Jadekorrektion« sah vor, die Sandbänke östlich von Wangerooge, darunter Olde Oog und Minsener Oog, so umzugestalten, dass das Fahrwasser der Jade nicht weiter versandete. Das bedeutete den Bau langer Buhnen, mit denen die Sandbänke verbunden wurde. Der Name Minsener Olde-Oog wurde bald geprägt.

Neben Wangerooge geriet auch Minsener Oog im Rahmen der Kriegsvorbereitung in den 1930er-Jahren in den Fokus der Kriegsstrategen: Die Insel wurde mit diversen Geschützstellungen und Magazinen übersät. Am Ende der Buhne A, die vom Hauptdamm aus weit in nördliche Richtung in die Nordsee ragt, wurde ein Beobachtungsturm errichtet, der mit einer aufgesetzten Laterne auch als Leuchtturm dienen sollte. Das Bauwerk fußt auf einem stählernen Caissonfundament. Auf dem Caisson wurde ein Betonsockel gegossen, der wiederum den klinkerverkleideten Turm in Stahlskelettbauweise trägt. Über eine kleine Materialbahn wurde der Leuchtturm, der im September 1939 in Betrieb ging, versorgt.

Mit dem Bau des Leuchtturms war es möglich, auf die Feuerschiffstation Außenjade zu verzichten, die nur 1,5 sm weiter in nordwestlicher Richtung auf Position lag. 1945 wurde das Schiff Aussenjade II hier endgültig eingezogen. Seit dem 22. April 1871 lagen hier die Feuerschiffe aus, um die Schifffahrt vor den gefährlichen Sandbänken östlich von Wangerooge zu warnen. Ebenfalls ersetzt wurde eine hölzerne Leuchtbake, die unweit des heutigen Turms gestanden haben soll.

Nach 1945 wich die militärische Bedeutung der Insel Minsener Oog gänzlich, und der Beobachtungsturm wurde zu einem reinen Leuchtturm. Das Feuer diente als Quermarkenfeuer für die Jademündung, da zur Erreichung des Jadefahrwassers vor der Insel eine Kurskorrektur vorgenommen werden muss. Der weiße Sektor hatte eine Tragweite von 13 sm, der grüne und der rote Sektor Tragweiten von 9 und 10 sm. Als Lichtquelle diente eine einfache Gürtelleuchte, die mit elektrischem Licht betrieben wurde – Propanglühlicht kam nur in den ersten Betriebstagen noch zum Einsatz.

Um 1960 fand noch eine größere Veränderung am Bauwerk statt, als dieser eine Betonummäntelung erhielt, um die Standfestigkeit des Leuchtturms zu erhöhen.

Wie die meisten Quermarkenfeuer entlang der Jade, hielt auch dieser Leuchtturm den Kosten-Nutzenrechnungen in den 1990er-Jahren nicht stand: Als 1998 die ständig auf der künstlichen Insel stationierten Buhnenwärter von Minsener Oog abgezogen wurden, wurde auch das Feuer im Turm im Oktober 1998 gelöscht – gleichzeitig auch das kleine Quermarkenfeuer auf dem Radarturm auf der Buhne C. Erschwerend für die Erhaltung dieses Turms kam hinzu, dass die Unterhaltung der Materialbahn über die gesamte Buhne A große Kosten aufwarf.

Im Mai 2006 hatten wir das große Glück, ausnahmsweise als Gäste des WSA Wilhelmshaven Minsener Oog besuchen und auch den Radarturm auf der Radarturm auf der Buhne C betreten zu dürfen. Normalerweise ist das Betreten der streng naturgeschützten Insel wegen der hier brütenden Seeschwalben streng verboten. Bei strahlendem Sonnenschein bot sich ein atemberaubender Blick über die Vogelschutzinsel und über die Jademündung. Leider ist es immer noch ein weiter Weg von hier aus bis zum Leuchtturm auf der Buhne A – mit langer Brennweite ließ sich der Turm dennoch einigermaßen gut aufnehmen.

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