Leuchtturm-Historie > Neuzeit bis 1800
Um 1600 bestanden an den europäischen Küsten insgesamt 34 Leuchttürme. Manche der auf der im Kapitel Mittelalter gezeigten Feuer bestanden zu diesem Zeitpunkt nicht mehr, andere kamen rasch hinzu.
Im 16. Jahrhundert, zu Beginn der so genannten Neuzeit, entstanden zögerlich weitere Leuchtfeuer an den europäischen Küsten, wobei diesmal ein deutliches Gewicht auf dem Ostseeraum liegt - der Einfluss der Hanse als auch die Konkurrenz durch englische und holländische Kaufmänner machten sich in der Sicherung der Seewege bemerkbar. Immerhin wurde nahe des englischen North Shields im Jahre 1540 die erste Richtfeuerlinie der Welt erfunden: Um einen Weg durch die gefährlichen Sandbänke in der Tyne-Mündung aufzuzeigen, wurden zuerst zwei (unbefeuerte) Pfähle, später (befeuerte) Laternen an Masten in unterschiedlichen Höhen so angeordnet, dass sie - von Bord des Schiffes aus gesehen in Deckpeilung gebracht - das Fahrwasser bezeichneten. Das Beispiel machte weltweit Schule, und heute findet man überall an schwierigen Fahrwassern solche Richtfeuer.
Es sollte bis Ende des 16. Jahrhunderts dauern, dass auch außerhalb Europas ein Leuchtfeuer eingerichtet wurde. Als »Vera Cruz« in Mexiko ist es überliefert. Weiteres ist leider nicht mehr bekannt.
Zu dieser Zeit hatte sich längst das »Feuergeld« durchgesetzt: Schiffsführer mussten beim Einlaufen in den nächsten Hafen meist einen Obulus abgeben, der für die Aufrechterhaltung des Feuerbetriebes eingezogen wurde. Die unverhoffte neue Einnahmequelle sorgte mancherorts für eine rasch steigende Motivation, weitere neue Leuchtfeuer aufzustellen.
Weiterhin unbefriedigend verliefen die vereinzelten Versuche, die Leuchtkraft des Feuers zu erhöhen. Die offenen Feuer waren stets stark wind- und wetterabhängig und genau dann am schwierigsten zu unterhalten, wenn auch auf See das Leuchtfeuer am dringendsten benötigt wurde. Erstmalig soll dagegen schon 1323 am englischen St. Chatherine-Feuer eine Kerze hinter Glas gebrannt haben. Zwar war das Feuer nun windgeschützt, allerdings neigten die Glasscheiben stark zum Verrußen - der Sache an sich war damit nicht geholfen.
Statt dessen wurde versucht, offene Feuer weiter zu optimieren: An bedeutenden Positionen wurden ab dem 16. Jahrhundert an der Nordsee höhere Holz- und Balkengerüste aufgestellt, auf deren oberen Plattformen die Feuer in Gitterrosten oder Eisenkörben brannten. Das Brennmaterial wurde dabei über einen Seilzug auf die Plattform hochgezogen, oder sogar der ganze Korb zur Erneuerung des Feuers auf den Boden abgesenkt. Mit entsprechend hochwertiger Kohle (bevorzugt wurde Steinkohle aus Schottland) konnte so unter günstigen Bedingungen eine Tragweite bis zu 8 Seemeilen erreicht werden. Allerdings waren die Betriebskosten dieser Blüsen enorm hoch, da ständig große Mengen an Kohle über weite Entfernungen angeliefert werden musste. Immerhin blieben manche dieser Leuchtfeuer sogar noch bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts im Einsatz.
Für den Ostseeraum typischer waren die Wippfeuer als eine Variante der Blüse: Der Eisenkorb mit dem Kohlefeuer wurde hier über einen langen Balken mit Gegengewicht in die Höhe geschwenkt. Das Feuer konnte auf diese Weise recht einfach in Gang gehalten werden. Durch die typische Bewegung des Feuers beim Absenken des Balkens entstand hier möglicherweise auch erstmalig eine individuelle Kennung des Leuchtfeuers. Nachbauten der Wippfeuer befinden sich heute im dänischen Skagen sowie in Frederikshavn.
Mitte des 18. Jahrhunderts kam die Entwicklung der Leuchtfeuertechnik in starke Bewegung: Die Perfektionierung des heutigen Leuchtfeuerwesens ging von Frankreich aus. 1782 gelang dem in Genf geborenen Physiker Aimé Argand die Erfindung der »Argandschen Hohldochtlampe« im Glaszylinder. Dieser Vorläufer der späteren Petroleumlampe konnte erstmalig ein gleichbleibend helles Licht erzeugen. Anfänglich wurde die Lampe mit Rüböl betrieben, später mit preisgünstigerem Mineralöl. Um 1800 wurde diese neue Lichtquelle allmählich auch bei Leuchtfeuern eingeführt, woraufhin die letzten offenen Feuer allmählich verschwanden. Nun konnten die Feuer hinter Glasscheiben brennen und wesentlich günstiger betrieben werden. Erst später konnten sich allmählich auch Gasglühlichter durchsetzen.
Um 1800 hatte sich die Zahl der europäischen Leuchttürme bereits auf 175 erhöht, hinzu kam eine Handvoll Türme auf den übrigen Kontinenten.
Name | Nation | Baujahr | Aktiv | Bemerkungen |
---|---|---|---|---|
Torre de Belem, Lissabon |
Portugal | 1521 | 1521 - heute | Festung, heute nur noch kleines Warnfeuer |
Köpu | Estland | 1505 ff. | 1531 - heute | |
La Valetta, St. Elmo-Kastell |
Malta | ? | 1551 - ? | Leuchtfeuer im Turm des Kastells |
Goedereede | Niederlande | 1552 | 1552 - 1924 | Kirchturm etc. |
Torre San Raineri, Straße von Messina |
Italien | 1555 | 1555 - heute | Mehrfach erweitert und vergrößert |
Brandaris, Terschelling |
Niederlande | 1594 | 1594 - heute | Wehrturm |
Katwijk | Niederlande | 1605 | 1605? - 1913 | |
Corduan | Frankreich | 1585 ff. | 1611 - heute | ersetzte Steinturm von 1360, ursprünglich 37 m hoch, 1790 auf 68m erhöht |
Isle of May | Großbritannien | 1636 | 1636 - 1816 | Durch Neubau ersetzt, Unterteil blieb erhalten |
Lowestoft | Großbritannien | 1676 | 1676 - heute | Ältester aktiver Leuchtturm Englands, Oberfeuer |
Old Head of Kinsale | Irland | ca. 1668 | ca. 1668 - 1804 | Leuchthaus, als Ruine noch vorhanden |
St. Agnes, Scilly Islands |
Großbritannien | 1680 | 1680 - 1911 | heute Museum |
Les Baleines, Ile de Ré |
Frankreich | 1682 | 1682 - 1854 | als Denkmal ohne Laterne erhalten |
Chassiron, Ile de Oléron |
Frankreich | 1682 | 1682 - heute | Unterer Teil des Turmschaftes erhalten |
Landsort | Schweden | 1687 | 1687 - heute | Steinturm, mehrfach umgebaut |
North Foreland | Großbritannien | 1693 | 1693 - heute | Steinturm, mehrfach erhöht und umgebaut |
Stiff, Ile de Ouessant |
Frankreich | 1695 | 1695 - heute | Zweischaftiger Turm, um 1900 umgebaut und erhöht |
De Ven | Niederlande | 1700 | 1700 - | Steinturm |
Boston, Massachusetts |
USA | 1716 | 1716 - heute | -- Info - |
Skagen | Dänemark | 1747 | 1747 - 1844 | Steinturm |
St. Catharijne-Kerk, Brielle | Niederlande | 17?? | 1759 - 1850 | Kirchturm etc. |
Sandy Hook, New Jersey |
USA | 1764 | 1764 - heute | -- Info - |
Cape Henry, Virginia |
USA | 1792 | 1792 - heute | -- Info - |
Montauk Point, New York |
USA | 1797 | 1797 - heute | -- Info - |
Eaton´s Neck, New York |
USA | 1799 | 1799 - heute | -- Info - |
Diese Tabelle ist für den Zeitraum 1700-1800 noch nicht vollständig!