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Aktuelles, Kurznachrichten & Notizen

04.07.2006

Norderney: Sanierung abgeschlossen

[tk] Am 22. Juni wurde der Leuchtturm durch die Stadt Norderney und das Wasser- und Schifffahrtsamt in Emden den Turm offiziell wieder freigegeben. Der Arbeitsaufwand war höher als ursprünglich geplant. So lagen die Baukosten letztendlich bei 600 000 Euro. Erhebliche Feuchtigkeitsschäden im Mauerwerk des Turms mussten behoben und auch das Dach wieder instand gesetzt werden. Rund 12 000 Klinker wurden ausgetauscht. Die Historie des Leuchtturms ist interessant. Nachdem auf Wangerooge (1624), Helgoland (1630) und Borkum (1780) Leuchttürme in Betrieb waren, kam man zu der Überzeugung, dass die Lücke zwischen Borkum und Wangerooge zu groß sei. Bremer Kaufleute waren es, die durch etliche Eingaben die Generaldirektion in Hannover dazu brachten, 1872 den Turm in Auftrag zu geben.

Gebaut auf einem 13 Meter hohen Unterbau wurde ein achteckiger Backsteinturm errichtet. Die 5,30 Meter hohe Laterne mit einem Fresnelschen Linsenapparat wurde von einer Pariser Firma geliefert; bezahlt wurde die Rechnung über französische Reparationsleistungen aus dem Krieg 1870/71. Das ist der Grund, warum sich das Norderneyer Feuer als einziges deutsches Seefeuer links herum (gegen den Uhrzeigersinn) dreht.

Leuchttürme werden gebaut, um Schiffen den sicheren Weg durch Untiefen und Riffe zu weisen. Im Falle von Norderney ist aber das Gegenteil geschehen: Das Segelschiff „Argyra“, von Buenos Aires kommend, hatte einige tausend Büffelhäuten für Hamburg geladen. Kapitän Luckham aus England machte seine letzte Seereise und wollte anschließend seinem langjährigen 1. Steuermann das Schiff übergeben. Im Englischen Kanal hatte er seine Frau und Tochter an Bord genommen, um ihnen Hamburg zu zeigen. Luckham war entgangen, dass Norderney inzwischen einen Leuchtturm bekommen hatte. Er hielt in der stürmischen Herbstnacht das Norderneyer Feuer für den Leuchtturm von Helgoland und wollte, Helgoland backbord liegend lassend, auf die Elbe zuhalten. Der Irrtum erwies sich als tragisch: Das Schiff strandete am 18. September 1878 auf Juist. Die Strandung steigerte sich zu einer Tragödie: Der älteste Sohn ging mit Mutter, Schwester und dem jüngeren Bruder in ein Rettungsboot. In der mächtigen Brandung schlug es um und alle vier ertranken. Der todunglückliche Kapitän überlebte, wollte aber sein Wrack zunächst nicht mehr verlassen .- zu groß war der Schmerz über den Verlust seiner ganzen Familie.

1930 erfolgte der Anschluss des Turmes an die öffentliche Stromversorgung. Bis dahin hatte ein Petroleum-Glühlicht als Lichtquelle gedient. Noch bis 1959 musste der Leuchtturmwärter jeden Morgen die Gewichte von Hand hochkurbeln, denn einer überdimensionalen Turmuhr gleich, wurde das Drehfeuer durch im Turmschaft aufgehängte Gewichte angetrieben. 1976 wurde der Leuchtturm Norderney automatisiert. Seine Nenntragweite beträgt 23 Seemeilen; die Feuerhöhe 60 Meter. Das Feuer blinkt drei Mal alle zwölf Sekunden. Wer die Mühe von 252 Stufen auf sich nimmt, wird mit einer herrlichen Aussicht auf die ostfriesische Küste belohnt.

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