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D | Mellumplate
53° 46' N | 008° 06' E B 1122

Nahe der Sandbank Mellumplate, die die Außenjade von der Außenweser trennt, steht der markante Leuchtturm Mellumplate etwas weiter entfernt vom Jadefahrwasser. Der Turm wirkt wie ein großer, aufrecht stehender rot-weißer Baustein: Der Turmschaft ist quadratisch, auf ihm befindet sich ein verjüngter, aber ebenfalls quadratischer Aufbau und darauf erst die eigentliche Laterne. Auf dem Dach befindet sich eine Hubschrauberlandeplattform. Der Turm ist, bis auf eine weiße Bauchbinde, rot gestrichen.

Mellumplate ist nach wie vor ein aktiver Leuchtturm und obliegt der Obhut des WSA Wilhelmshaven. Gezeigt wird ein Präzisionssektorenfeuer – ein Leitfeuer, das den von See kommenden Schiffen den Kurswechsel nördlich von Wangerooge und des Strombauwerks Minsener Oog in die Jade beschreibt. Die 1.600 W-Lampe erreicht dabei eine Lichtstärke von 607.500 cd. Die einzelnen Sektoren werden nicht durch Farben, sondern durch Blitz- und Morsezeichen ausgewiesen. Im Hauptsektor zeigt der Turm ein weißes Festfeuer. Als dieses Feuer 1973 eingeführt wurde, handelte es sich um das erste deutsche Präzisionssektorenfeuer.

Der Betoncaisson des Leuchtturms Mellumplate. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
An einer Seite des Betoncaissons wurden Dalben für anlegende Schiffe angebracht. Über eine Leiter und eine Tür kann der Leuchtturm betreten werden.

Dieser Leuchtturm ist eines der wenigen Offshore-Bauwerke vor der deutschen Küste. Nach dem Leuchtturm Roter Sand im Jahre 1885 wurden solche Bauwerke vermieden, da man den hohen Aufwand fürchtete. Andere im Meer stehende Leuchttürme, wie z. B. der 1910 entstandene Turm Arngast, wurden dagegen auf Sandbänken gebaut und konnten zumindest bei niedrigem Wasserstand mit herkömmlichen Methoden errichtet werden.

Mellumplate wurde jedoch wiederum mittels eines Senkcaissons im tiefen Wasser gegründet, wobei militärisch-strategische Einflüsse hier den Ausschlag gaben. Die Planungen existierten bereits 1939, im März 1940 wurden sie abgeschlossen und umgehend mit dem Bau begonnen. Tragödien wie beim Leuchtturm Roter Sand gab es nicht, doch es kam zu einem tragischen Beinahe-Unglück: Der an Land vorgefertigte Caisson wurde mit drei Schleppern an seinen künftigen Standort gebracht. Nach dem Ablassen auf den Meeresboden begannen die Arbeiter, per Muskelkraft innerhalb des Bauwerks zu graben, damit sich der Caisson durch sein eigenes Gewicht weiter in den Meeresboden absenkt. Dabei neigte sich das Bauwerk aber unvorgesehen zur Seite, so dass Wasser am Boden einbrach. Die Arbeiter konnten dem Tod gerade noch entkommen.

Der Stahlbeton-Caisson hat einen Durchmesser von 14,3 m und ist dabei 23 m hoch: Sein oberes Ende ragt aus dem Wasser heraus. Auf ihm wurde der eigentliche Turm in Klinkerbauweise in einem Stahlskelett aufgebaut. Am 24. Dezember 1942 war er fertiggestellt und ging in Betrieb.

Leuchtturm Mellumplate. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Der Leuchtturm aus anderem Blickwinkel.

Die ursprüngliche Funktion war, wie bereits erwähnt, vorrangig militärisch: Der Turm wurde vor allem als Geschützturm und Sichtposten geplant, denn die Jade war im Zweiten Weltkrieg der Schlüssel zu Deutschlands strategisch wichtigstem Kriegshafen in Wilhelmshaven. In seinem sieben Stockwerke umfassenden Inneren befand sich eine Kaserne, die 30 Mann beherbergen konnte. Daher wurde das Bauwerk besonders massiv und stabil konstruiert, denn das Fundament sollte die schweren Erschütterungen des Geschützfeuers vertragen können.

In zweiter Hinsicht war der Turm als neues Seezeichen ausgelegt, denn nur wenig weiter südlich lag schon seit 1875 das Feuerschiff Minsener Sand, das nun abgelöst werden sollte. Hierfür wurde der obere quadratische Teil des Turmes als Laternenhaus für ein Leuchtfeuer ausgebildet. Nach dem Krieg und dem Abbau der Geschütze erhielt das Bauwerk auf dem bisherigen Laternenhaus eine neue, nunmehr runde Laterne, in der ab 1946 ein neues Leuchtfeuer brannte. Neben seiner Funktion als Leitfeuer diente er zeitweilig auch als Orientierungs- und Quermarkenfeuer, doch wurden diese Feuer bereits wieder gelöscht.

Bis 1973 lebten die Leuchtturmwärter in dem großen Gebäude. Schon 1968 waren die Klinker des Mauerwerks aber so weit durchnässt, dass der Turm zur Schonung mit Aluminiumprofilplatten verkleidet wurde (ähnlich wurde bei den Wesertürmen Hohe Weg und Robbenplate verfahren). Mit der Automatisierung und dem Abzug des letzten Wärters wurde die große Hubschrauberlandeplattform für gelegentliche Wartungstrupps auf dem Dache installiert. Ganz aktuell sind aber Überlegungen, Mellumplate als Lotsenstaion für den Jade-Weser-Port wieder mit einer Mannschaft zu versehen.

Im Juli 2007 wurde das Leuchtfeuer ausgetauscht, da die Technik langsam aber sicher störungsanfällig wurde. Das neue Leitfeuer wurde von Mitarbeitern der Fachgruppe Nachrichtentechnik des WSA Wilhelmshaven und der Koblenzer Fachstelle im Vorjahr nach alten Plänen, aber mit modernen Komponenten und unter Verwendung computergestützter Verfahren nachgebaut (zur Meldung).

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