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D | Marienleuchte (Alter Turm)
54° 30' N | 011° 14' E

Als in den Jahren 1831/32 die Dänen diesen Leuchtturm an der Nordostspitze Fehmarns bauten, gehörte die Ostseeinsel noch zu Dänemark. An dieser Stelle, Oldenburgshuk genannt, befand sich bereits seit einiger Zeit eine Feuerbake, denn zumindest zeitweise wurde bereits eine Postschiffverbindung zwischen Lolland und Fehmarn eingerichtet.

Laterne der Marienleuchte. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Die Laterne der Marienleuchte, aufgenommen vom neuen Leuchtturm aus.
Insignien des dänischen Königs Frederik VI. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Typisch für dänische Leuchttürme: Insignien des Königs Frederik VI.
Nebengebäude. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Nebengebäude der Marienleuchte.
Marienleuchte. Rechte: M. Werning / leuchttuerme.net
Im August 2004 versuchten wir bereits, die Marienleuchte von der Straße aus zu fotografieren (siehe »Lexikon der Leuchttürme«, S. 78). Mittlerweile (2007) wurden die hochwachsenden Büsche wieder etwas zurückgenommen.

Nachdem ab 1819 das erste dänische Dampfschiff zwischen Kopenhagen und Kiel eine wöchentliche Verbindung herstellte, wurden Leuchtfeuer auf Fehmarn wichtiger denn je. Im Frühjahr 1832 wurden die Gelder bewilligt, und schon wenige Monate später war das markante Gebäude nahe des Puttgardenriffs fertiggestellt. Welche Bedeutung dieses Ereignis für Dänemark hatte, lässt sich daran erkennen, dass der Turm auf königlichen Befehl von Frederik VI. nach seiner Gattin Königin Marie Sophie Frederike den Namen Mariefyr tragen und an ihrem 55. Geburtstag am 28. Oktober 1832 erstmalig gezündet werden sollte. Ob das Königspaar tatsächlich anreiste oder »nur« hochrangige Vertreter der Krone an dem Ereignis teilnahmen, ist in verschiedenen Quellen widersprüchlich formuliert. Überliefert wird jedoch, dass die Fehmarner angesichts des Feuerwerks zur feierlichen Einweihung Furcht bekamen und glaubten, das neue Gebäude selbst würde abbrennen.

1864 wurde die Insel durch den Deutsch-Dänischen Krieg preußisch, und auch zu dieser Zeit blieb die Marienleuchte, wie der Turm jetzt hieß, noch einige Jahre lang der einzige Leuchtturm auf der Insel (das änderte sich ab 1872). Immerhin wurde 1879 ein Fresnelscher Linsenapparat mit Blinkfeuer installiert.

Die Pläne zum Bau der Vogelfluglinie als Direktverbindung zwischen Hamburg und Kopenhagen brachte große Veränderungen für die Insel mit sich. In den 1950er-Jahren begann man mit der Verwirklichung der bereits jahrezehntelang in den Schubladen liegenden Pläne zum Bau einer festen Brücke über den Fehmarnsund und einer großen Hafenanlage in Puttgarden, die den Fährhafen Großenbrode ablösen sollte. Der neue Hafen entstand nur wenige hundert Meter nördlich der Marienleuchte, die ihrerseits dafür navigatorisch ausgebaut werden sollte. Dem nun aber bereits über 130 Jahre alten Gebäude war das aber nicht mehr zuzumuten, so dass in wenigen Metern Entfernung 1963 ein neuer Leuchtturm in moderner Bauweise entstand, der auch den Namen Marienleuchte übernahm.

Das Feuer des alten Turms wurde daraufhin nicht mehr benötigt und abgeschaltet. Während sich rund um die beiden Türme allmählich eine kleine Feriensiedlung etablierte, die ihrerseits Marienleuchte als Ortsbezeichnung übernahm, verfiel das alte Gebäude in den kommenden 40 Jahren zusehends. Starke Denkmalschutzbestimmungen verhinderten eine anderweitige Nutzung, obwohl es seitens des Bundes durchaus Verkaufsabsichten gab. Erst in jüngerer Zeit hat das Gebäude wiederum den Besitzer gewechselt.

Eine Anmerkung in eigener Sache: Es ist ein Jammer zu sehen, wie dieses prachtvolle Gebäude zunehmend verfällt. Ein Leuchtturmmuseum oder ein ähnliche Nutzung mit maritimen Charakter würde nicht nur der Insel Fehmarn gut zu Gesicht stehen, sondern endlich auch dem Gebäude und dem herrlichen umgebenden Parkgrundstück eine neue Perspektive bieten. Die drastischen Denkmalschutzbestimmungen haben allerdings manchen Investor, der in dieses Objekt Geld stecken wollte, wieder vergrault. Interessenten sind vorsichtig geworden: Die Diskussion um eine künftige feste Querung des Fehmarnbelts mit Brücke und/oder Tunnel würde den Bau einer Tunnelmündung oder eine Rampe in unmittelbarer Nachbarschaft zur Folge haben. Kein Wunder also, wenn hier allerorten Zurückhaltung bei Investitionen geübt wird.

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