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D | Kampen
54° 57' N | 008° 21' E B 1740

Mitte des 19. Jahrhunderts lag die Westküste Jütlands noch weitgehend im Dunkeln. Die dänische Regierung errichtete 1842 ihren ersten Leuchtturm in Hanstholm und damit recht weit im Norden Jütlands. Für den Bau eines zweiten Turmes wählte man einen südlichen Standort auf der Insel Sylt. Noch in der Planungsphase wurde man auf der Pariser Weltausstellung 1852 auf einen neuartigen ölgespeisten »Leuchtapparat« aufmerksam, den die Regierung für 40.000 dänische Taler kaufte und für den Sylter Leuchtturm vorsah.

In den folgenden Jahren wurde der große Leuchtturm auf dem 27 m hohen Roten Kliff aus gelben Klinkersteinen gebaut, die auf Bornholm abgebaut und eigens auf die Nordseeinsel gebracht wurden. Bauherr war der dänische König Frederik VII, dessen schmiedeeisernes Monogramm am Turm oberhalb der Eingangstür angebracht wurde. Die Ausführung stellte das dänische Seezeichenamt sicher, dass dem Marineministerium unterstellt war.

Offiziell gilt 1855 als das Baujahr des Turms, wie es auch an der Jahreszahl am Bauwerk selbst angebracht ist. Gezündet wurde das Feuer aber erst am 1. März 1856. Die gigantische Gürtellinse, die auf der Weltausstellung so viel Aufsehen erregte, strahlte dabei das Licht einer Rüböldochtlampe aus. Die gelbe Farbe der Klinkersteine behielt der Turm, die Laterne wurde schwarz gestrichen.

Schon in den folgenden zwei Jahren war der Leuchtturm Rotes Kliff, wie er seinerzeit genannt wurde, nicht mehr alleine auf Sylt, als die beiden gusseisernen Türme List West und List Ost für die Nordumfahrung der Insel errichtet wurden. Doch schon 1864 wurde Sylt preußisch und die aufwändige Befeuerung der Insel wurde nun von deutschen Behörden betrieben.

Schon 1875 musste man dem steinernen Leuchtturm ein Eisenring-»Korsett« anlegen, da seine Standfestigkeit nicht mehr gesichert war. Zu diesem Zeitpunkt strahlte der Turm zu allen Seiten ein weißes Feuer aus, dass eine recht komplizierte Kennung in einem 4-Minuten-Intervall hatte: 15 Sekunden lang wurde, eingerahmt von jeweils 25 Sekunden langen Dunkelphasen, ein Blinklicht gezeigt. Die restlichen 2 Minuten und 55 Sekunden zeigte der Turm ein Festfeuer. Ein roter Sektor wurde nach Nordosten gezeigt, der im Zusammenspiel mit den Sektoren des Turms List West die Nordumfahrung der Insel markierte. 1913 wurde dieser Sektor in das nur wenige hundert Meter weiter nördlich errichtete kleine Quermarkenfeuer Rotes Kliff ausgelagert. Mit dem Bau dieses Turms änderte sich allmählich auch die Bezeichnung des großen Leuchtturms in »Kampen«.

Im Laufe der Jahrzehnte wurde mehrmals die Betriebsart des Feuers umgestellt. 1907 wurde Petroleumglüchlicht eingeführt und 1915 das Glühlicht mit Steinöl betrieben. 1929 wurde endlich der elektrische Betrieb eingeführt und das Feuer durch eine Glühlapme ersetzt. Die Kennung konnte nun auch durch einen Elektromotor erzeugt werden.

Seinen heutigen Anstrich erhielt der Turm im Jahre 1953. In diesem Jahr wurden die gelben Klinker weiß gestrichen und das Bauwerk mit der markanten schwarzen Bauchbinde versehen. Seit 1977 ist das Feuer ferngesteuert, wobei sich die Schaltzentrale für alle Sylter Leuchttürme in dem Kampener Turm befand. Heute ist der Turm dem Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) Tönning unterstellt. Nach dem Löschen des benachbarten Quermarkenfeuers Rotes Kliff im Jahre 1975 erhielt er erneut seinen roten Sektor, der auch auf dem Bild oben im linken Bereich der Laterne zu erkennen ist.

Seit 1974 ist der Leuchtturm denkmalgeschützt. Ob ihn das vor der drohenden Betriebseinstellung retten wird, ist aber fraglich: Tatsächlich wird derzeit die Abschaltung des Feuers diskutiert, da man im Rahmen des allgemeinen Kostendrucks die Notwendigkeit zur Aufrechterhaltung des Betriebs prüft. So ist es sehr wahrscheinlich, dass der Kampener Leuchtturm demnächst das letzte Mal sein Feuer über die Nordsee sendet.

Unabhängig davon feierte das WSA Tönning im Juni 2006 den 150jährigen Geburtstag des Leuchtturms im ganz großen Stil mit Rahmenprogramm.

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